Dienstag, 2. April 2013

Jugendaustausch Bulgarien 2013 - Liebes Reisetagebuch...


Die vielen Vorbereitungen, die Arbeit, der Schweiß – all das hat sich nun ausgezahlt. Vom zweiten bis achten März 2013 durften wir unsere Erfahrungen und unser Wissen mit den Schülern aus Lettland und Bulgarien teilen, ohne natürlich zu vergessen, dass uns dieser Jugendaustausch auch eine große Menge neuer Erfahrungen einbrachte. Der Worte ist genug gewechselt, lasst uns endlich Taten sehen!



Die Hinfahrt war eine Mischung aus Essen,
Schlafen und mit dem Handy Spielen
Nun denn, fangen wir in einer chronologischen Reihenfolge an, also beim ersten Tag. Der erste Tag war wohl der am wenigsten ereignisreiche von allen. Das heißt aber keineswegs, dass er langweilig war. Er gestaltete sich bloß aus der Fahrt mit dem Zug nach Berlin, dem Flug von Berlin nach Sofia und der „Reise“ von Sofia nach Plovdiv (Fun-Fact: In Bulgarien spricht man es „Plowwdiww“), wobei man den letzten Abschnitt der Anreise zu Recht als eigene „Reise“ bezeichnen kann. Im Vergleich mit der deutschen Ordnung im öffentlichen Verkehr, wo pünktlich 200 Meter vor dem Erreichen des Zielbahnhofs eine Durchsage ertönt, waren wir in Bulgarien auf uns allein gestellt. Denn die Züge mit ihrer Kabinenunterteilung jagten uns im ersten und zweiten Moment einen ziemlichen Schrecken ein – von außen und innen. Fast wäre uns unsere Lehrerin Frau Franke verloren gegangen, als der Zug auf einmal während der Fahrt stoppte. Ohne zwei freundliche Franzosen, die uns dann mitteilten, dass es sich hierbei um keinen Bahnhof handelte, wären wir vermutlich alle ausgestiegen, denn die Türen waren keineswegs automatisch, sondern nur angeklappt, in manchen Waggons ganz offen. Dann, endlich, nach ewigen Wartezeiten und Busfahrten in Sofia und der langen Zugfahrt kamen wir gegen zwei Uhr nachts im Hotel SPS in Plovdiv an, begrüßt von einer der Projektleiterinnen aus Bulgarien. Nach der Einweisung durften wir uns noch einen kleinen Snack schnappen und uns dann todmüde in unseren wohlverdienten Schlaf stürzen. Zugegebenermaßen hört sich dies jetzt schon nach einem großen Abenteuer an, aber wie bereits gesagt: Das war nur der Anfang.
Auf dem Berliner Flughafen



Plovdiv - zugegebenermaßen kein besonders
 ästhetischer Anblick
Nach einer kurzen, aber verhältnismäßig erholsamen Nacht gab es am Sonntagmorgen ein kleines Frühstück, dafür später aber ein umso reichhaltigeres, aber gewöhnungsbedürftiges Mittagessen, bestehend aus drei Gängen. Danach trafen wir zum ersten Mal die Jugendlichen aus den anderen Ländern. Das erste, was wir offiziell bei dem Projekt machten, waren die Ice-breaking Games, Spiele, die die Zurückhaltung etwas lockern sollten und uns Schülern beim Kennenlernen etwas helfen sollten. Das letzte „eisbrechende“ Spiel war nur indirekt ein Spiel – denn die gemeinsame Willkommensparty in einem großen Bowling-Center (das wiederrum in einer Shopping-Mall unweit des Hotels gelegen war) konnte man nur ab dem Punkt als Spiel bezeichnen, als wir gemeinsam die Bowlingbahnen unsicher machten. Davor gab es noch ein paar leckere bulgarische Snacks.


Eines der vielen Ice-breaking Games
Ein weiteres Ice-breaking Game!
Romy: "Ich bin die Schönste im ganzen Land!"
Vom dritten bis sechsten Tag des Austauschs fand dann der eigentliche Part des Austauschs statt. Zusammenfassend gab es unzählige weitere Ice-breaking Games, die aber immer unterschiedliche Hintergründe hatten. Beispielsweise gab es ein Spiel, dass uns dabei helfen sollte, sich die Namen der anderen Jugendlichen einzuprägen. Auch gab es zahlreiche Gruppenarbeiten. Sie bildeten für die meisten eine perfekte Mixtur aus Sinnhaftigkeit und Freude an der Materie. Eine der Gruppenarbeiten über die Bewegungs- bzw. Reisefreiheit in der EU befasste sich beispielsweise mit folgender Aufgabe: Man sollte ein Programm ausarbeiten, mit dem man die Befürwortung und die Publikmachung der Reisefreiheit fördern kann. Dieses Programm sollte aber auch in der Wirklichkeit realisierbar sein, Ideen wie eine „automatische Reisefreiheitsmaschine“ kamen also nicht zur Geltung. Aber wir sollten uns all das natürlich nicht nur ausschließlich selbst erarbeiten. Die Schüler jedes Landes bereiteten einen Film über die frühere Situation hinsichtlich der Reisefreiheit in ihrem Land vor, ebenso wie wir. Die Filme der anderen Schüler sahen wir also selbstverständlich auch. Die bulgarischen Projektteilnehmer zeigten uns beispielsweise einen Film, in dem sie Passanten über die frühere Unterdrückung in Bulgarien interviewten. Es ging also nicht nur um Reisefreiheit, auch um Faschismus und erwähnte Unterdrückung. Auch sahen wir Videos über Flashmobs und viele, viele Präsentationen, gehalten von eingeladenen Gästen aus Bulgarien, wie beispielsweise einem Roma-Sprecher oder einem Professor aus der Umgebung, der eine Präsentation über Menschenhandel hielt. Die Highlights waren aber die Länderabende. An drei Abenden fanden zum Tagesausklang der lettische, der deutsche und der bulgarische Abend statt, bei denen die drei Parteien ihre Spezialitäten, ihre Städte, ihre Musik und ihre Traditionen vorstellten. Am lettischen Abend drehten wir einen Harlem Shake („Tanz“, wenn man ihn so nennen darf, bei dem jeder einfach irgendeine, möglichst verrückte Bewegung durchführt) und zum deutschen Fliegerlied, welches wir an unserem Abend vorstellten, wurde auch noch an den darauffolgenden Abend munter und fröhlich getanzt. Doch natürlich hatten wir neben den Übungen, Präsentationen und Gruppenarbeiten auch ein wenig Freizeit, auch wenn sich das „bisherige Abenteuer“ nur bedingt trocken anhörte.
Eine Aufgabe war, Fotos von vier bulgarischen Passanten zu schießen
und sie nach ihren Berufen zu fragen. Wer errät, was diese jungen Männer
 (außer dieser Typ in der Mitte) so machen, erhält ein Sternchen
Gruppenarbeiten




Zu Besuch beim stellv. Bürgermeister von Plovdiv


Die „eisbrechenden Spiele“ trugen scheinbar ihre Früchte, denn als der letzte Tag anbrach, weinten schon nachts die ersten, verzweifelten Jugendlichen. Nein, Spaß beiseite. Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass dieser Freitag nur der letzte Tag des gemeinsamen Beisammenseins war, die Letten reisten am Abend um ca. 10 Uhr ab. Wir durften allerdings noch eine Nacht im Hotel verbringen, ehe wir dann in die sonnige Heimat aufbrachen. Am letzten Tag ging es ausschließlich um das Thema „Blog“. Lukas und ich hielten eine Präsentation darüber, wie man den Blog am besten gestalten sollte, da wir ja schon ein wenig Erfahrung in diesem Gebiet besaßen. (und es übrigens immer noch tun!) Wir gaben den Letten, Bulgarien und unseren unerfahrenen Landesgenossen eine kleine Einweisung in das Bloggen. Danach wurden dann die Artikel für den internationalen Blog erstellt, jede Gruppe, bestehend aus jeweils durchschnittlich fünf Leuten, war für einen Tag des Projektes verantwortlich. Das Ergebnis seht ihr hier.
Hier eine Präsentation der Ergebnisse einer Gruppenarbeit

Und hier zur Abwechselung mal eine Gruppenarbeit

Gruppenfoto gefällig?
Das letzte, wahrscheinlich emotionalste Event der Woche war die Abschiedsfete. Zusammen rockten wir zum Fliegerlied, zu Gangnam Style und zu anderen Hits, die unser fleißiger „DJ Felix“ aussuchte. Danach war es dann leider soweit. Wir verabschiedeten die Letten und die meisten Bulgarien, manche hatten Tränen in den Augen, wenn ich mich nicht geirrt habe. Macklemore, dessen Lieder wir übrigens auch am laufenden Band hörten, hatte dafür passende Worte: „And we had a really, really, really good time“. Das dachten wohl alle von uns.


Nach einer einsamen Nacht ohne die unverständlichen Worte der Letten und Bulgarien brachen wir gegen Mittag wieder in die wohlige Heimat auf, mit gemischten Gefühlen. Wir hatten bereits befürchtet, im Gegensatz zu den warmen 20° C in Plovdiv auf kältere Temperaturen in Deutschland zu treffen, aber den Schnee und die -3°C hatten wir nun wirklich nicht erwartet. Ab Berlin ging es dann individuell weiter nachhause.

Alles in allem war der Austausch ein voller Erfolg. Passend zu unserem Ziel, die Freiheiten der EU zu evaluieren,  durften wir einige Erfolge vermerken, wie beispielsweise neue Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Jugendlichen anderer Länger unter Benutzung der englischen Sprache, Erkenntnisse bezüglich der Reisefreiheit, vor allem hinsichtlich der Situation jener Reisefreiheit in anderen Ländern. Natürlich dürfen wir auch feststellen, dass wir letztendlich auch neue Kontakte geknüpft haben und eine besondere Station auf unserem Lebensstrahl verzeichnen dürfen.
Ein Gruppenfoto am letzten Abend mit Letten und Bulgaren


Ein "Auf Wiedersehen" und "Danke für's Lesen" auch von Rebecca und Jolina!

Freitag, 1. März 2013

Der Countdown läuft - Bulgarien, wir kommen

Monate langer Vorbereitung sollen sich nun, in ein wenig mehr als 24 Stunden ab dem zweiten März auszahlen. Morgen um neun Uhr werden wir unsere Reise nach Plovdiv antreten. Verabschieden darf man sich also morgen offiziell am Magdeburger Hauptbahnhof, wo unsere einwöchige Reise starten wird. Ein bisschen aufgeregt sind wir sicher alle, aber das will niemand zugeben. Aber wer sind "wir" denn eigentlich? Sind wir eine Gruppierung der Bandidos, die in Bulgarien eine große Fete schmeißen will?

Kurz und knackig: Nein, die sind wir nicht. 

In den folgenden Zeilen möchte ich unser Team deswegen einmal genauer vorstellen.


Das - sind wir: Freundliche, engagierte, gebildete, hochtalentierte, interessierte, wissbegierige und vor allem bescheidene Schüler des Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasiums



















Das ist Ines. Sie ist die offizielle Projektleiterin zusammen mit Romy, inoffiziell ist sie unsere, stets überpünktliche Freundin. Sie als Mitarbeiteren von GoEurope hat uns erwählt, beim Jugendaustausch in Plovdiv mitzuwirken - als einzige deutschsprachige Gruppe bei diesem Youth-Exchange. 
Ines ist aber nicht nur eine Freundin, sondern auch Organisatorin. Obwohl sie nebenbei auch noch ein anstrengendes Studentenleben zu führen und zu verwalten hat, gibt sie sich größte Mühe, den Austausch so gut wie möglich vorzubereiten.





Hier sieht man (u.a.) Romana, wir nennen sie nur Romy. Auch Sie ist Studentin und plagt sich wohl ganz schön mit uns ab, aber sie macht es mit Stil. Aus irgendeinem Grund fotoscheu (ich habe kein einziges Foto gefunden, wo sie vollständig abgebildet ist, außer dieses!!!) ist sie doch ein erheblich wichtiger Teil unserer kleinen Gemeinschaft, denn genau wie Ines ist auch sie Projektleiterin, außerdem ehemalige Schülerin des KJF-Gymnasiums. Man muss außerdem erwähnen, dass sie unsere "Reiseführerin" während dem Aufenthalt in Bulgarien sein wird - ob mit oder ohne Regenschirm erfahren wir dann vor Ort.







Hier ist ebenfalls eine Organisatorin unserer Gruppe zu erkennen - Frau Franke, die übrigens bis vor kurzem noch Frau Kirschnick hieß. Unter anderem als Geschichts- und Sozialkundelehrerin, aber auch als Leiterin des Debattierclubs unseres Gymnasiums plant auch sie fleißig, zusammen mit Ines und Romy, am Austausch mit. Zwar führt sie kein Studentenleben, steckt aber dafür voll im Lehrerstress. Und trotzdem nimmt sie sich die Zeit für einen derartig anspruchsvollen Ausflug. Außerdem ist sie wohl eine der kleinsten Mitglieder der Gruppe, was ihre Authorität aber in keinem Bereich je schmälern konnte. Auch durch ihre geballte Kraft konnte der Austausch erst ermöglicht werden. Nicht zu vergessen ist natürlich auch, dass Frau Franke Verantwortliche für die deutsche Bratwurst ist.




Und nun zu den Plagen - der jüngeren Generation

Das hier, das ist Lena. Sie geht in die elfte Klasse des Gymnasiums und ihre Lieblings-beschäftigung ist augenscheinlich das Lachen. Liiert ist sie nicht ist sie eigentlich nicht. Wenn sie nicht gerade quatscht, ist sie ein wertvolles Mitglied unseres Kreises. Als gute Moderatorin und Interviewerin erwies sie sich vor allem im Zeitzeugengespräch. Nicht zu vergessen ist außerdem ihre Arbeit an der Übersetzung der Videos, die in Plovdiv präsentiert werden sollen. In Gruppenarbeiten zeigt sie zumeist nach anfänglicher Zurückhaltung, welche Power eigentlich in ihr steckt. Dies, und ihre leckeren Cookies macht sie sehr nützlich für unsere Unternehmung.





Die, die hier so hämisch grinst, ist auch als Jolina bekannt. Auch sie engagiert sich prächtig beim Projekt, so dient sie uns vor allem auch als Kontaktmann - zu ihrem Vater. Denn dieser sorgt dafür, dass wir nach der Woche in Bulgarien auch wieder heile nachhause kommen. Beschäftigen tut sich Jolina hauptsächlich mit Handy-Spielen wie Pou, auch dort ist sie sehr engagiert, hat schon verschiedene Hintergründe und Kleidungsstücke freigeschaltet, die sie uns ,so oft sie kann, präsentiert. Jolinchen stellt ein wichtiges Glied der ganzen Kette dar, u.a. auch als Interviewerin im Zeitzeugen-gespräch. Sichtlich freut sie sich, wie alle anderen, auf die Reise.




Und hier sehen wir Rebecca. Genau wie sie auch erfolgreich im Debattierclub ist, versucht sie beim Jugendaustausch größtmögliche Effektivität zu erreichen. Ihr Engagement und ihre Natürlichkeit demonstriert sie durchgehend, wie hier auf diesem Bild zu sehen ist. In Diskussionen zeigt sie sich sehr sarkastisch und aggressiv gegenüber den anderen Mitgliedern der Runde, was sie dann durch ein freundliches Lächeln, wie wir es hier sehen, wettzumachen versucht. Als wir eine Moderatorin für das Zeitzeugen- gespräch suchten, wurde aus allen Richtungen sofort ihr Name gerufen - Ein Zeichen dafür, dass sie wohl eine gute Rednerin sein musste. Das zeigte sie dann natürlich auch in den verschiedenen Workshops, bei der ihre fachliche Meinung eine nicht unwesentliche Rolle einnahm. 





Das ist Hannah, unsere Jüngste, denn sie ist erst 13 14 Jahre alt und geht in die neunte Klasse. Zu ihren Beschäftigungen gehört anscheinend alles, bloß nicht das Lesen von E-Mails, woran wir unbedingt noch arbeiten müssen. Ansonsten kann man sich eigentlich nicht über sie beklagen. Beim Schulfest "Vielfalt statt Einfalt" hielt sie u.a. die Eröffnungsrede, ein Grund dafür, dass auch sie unverzichtbar für die Unternehmung ist. Das ist doppeldeutig, denn einerseits ist eine Redebegabung nicht unnütz, wenn es um einen Jugendaustausch geht, zum anderen interessiert sie sich brennend für das Thema Menschenrechte, weshalb sie sich auch für das Schulfest von "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" einsetzte.





Und hier unsere letze weibliche Person im Bunde - Jenny. Gleichzeitig ist sie auch die älteste Schülerin von uns, geht in die zwölfte Klasse. Bei ihr treffen Erfahrung und Interesse aufeinander, eine gute Mischung. Bei den Zeitzeugen- gesprächen hatte sie eine der wichtigsten Rollen, nämlich die des Kameramanns bzw. der Kamerafrau. Ihre Aufnahmen wurden später dafür benutzt, ein Video für die Präsentation unserer insgesamt zwei Filme zu schneiden. Auch ihre Englisch-Kenntnisse sind erwähnenswert, diese nutzte sie auch bei der Erstellung der Untertitel für die Videos. Selbige Kenntnisse werden uns wohl auch in Bulgarien von Nutzen sein, da wir uns dort wahrscheinlich auf die englische Sprache beschränken müssen.




In der Mitte sehen wir Neele. Sie fährt zwar nicht mit nach Bulgarien, ist aber dennoch eine willkommene Hilfe, was beispielsweise Workshops angeht. Sie war ebenfalls bei den Zeitzeugengesprächen beteiligt. Zusammen mit Jolina dressieren sie ihre Pou's. Aber auch wertvolle Beiträge von Neele sind immer eine Bereicherung. Würde sie mit nach Bulgarien reisen, wäre sie dort unsere Musikantin. Neele ist nämlich auch Mitglied der Schulband des Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasiums "WOOK", wobei das 'W' für Neeles Nachnamen "Wolff" steht. Trotzdem hoffen wir natürlich auf ihre geistige Unterstützung während des Austauschs.



Kommen wir nun zu unserer ersten männlichen Persönlichkeit dieses Eintrages: Tobias. Seine Wortgewandtheit ist zum einen ein Grund dafür, dass er mit uns nach Bulgarien fliegt, zum anderen Grund für zahlreiche Lacher, von denen er sich, so hitzig die Debatte auch ist, nicht beeindrucken lässt. Diese Wortgewandtheit wurde nicht nur im Debattierclub mehrfach positiv anerkannt. Nein, auch als Moderator beim Treffen mit den beiden Zeitzeugen erwies diese sich als sehr nützlich. Beim Workshop über die Bombardierung Magdeburgs im 2. Weltkrieg wusste er ebenfalls genaustens Bescheid, da er sich beispielsweise in seiner Facharbeit mit einem ähnlichen Thema beschäftigt hat.





Das hier, das ist Lukas. Die elfte Klasse besuchend ist er u.a. auch als Mitglied der Schülerfirma SPITworX des Gymnasiums, mit der er als einer der Organisatoren schon große Erfolge feiern konnte, technisch gut ausgebildet. Auch er ist Debattant, was man hier schon sehr gut an seiner Gestik erkennen kann. Das Diskutieren gehört zu seinen Stärken, oftmals basiert auf Fachwissen. Es ist bekannt, dass sich das Sitzen neben Lukas vor allem auszahlt, wenn man Aufgaben zu erledigen hat, bei denen man gelegentlich mal auf das Blatt des Nachbarn schielen kann. Auch seine kritische, skeptische Seite wird uns in Bulgarien höchstwahrscheinlich helfen. Das macht ihn zu einem wichtigen Glied der Kette.






Und der hier, der heißt Felix. Man könnte meinen, er ist verdammt scheu, da er ebenfalls auf keinem anderen Bild zu sehen ist. Aber nein, da war ja etwas: Felix macht die Bilder, alle die, die auf diesem Blog zu finden sind und noch mehr. Aber er ist nicht nur unser offizieller Fotograph, nein. Felix hat genau wie Jenny eines der Zeitzeugengespräche aufgenommen, geschnitten und mit Untertiteln versehen - ziemlich viel Arbeit für einen Schüler der zehnten Klasse. Aber natürlich bleibt seine Arbeit nicht unbelohnt. Lena und er sind sozusagen das Ehepaar der Reise, versorgen uns stets mit Lachern aller Art, wenn sie sich einmal uneinig sind. Stets nobel angezogen ist die Hölle los, wenn Felix da ist. Er erzählt und erzählt, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, das manchmal auch ein anderer gerade etwas sagen wollte. Aber was könnte diesen Redefluss stoppen??



















Kommen wir nun zum letzten  Mitreisenden: Meiner Wenigkeit, Paul. Ich stelle den Womanizer der Gruppe dar, wie man auf dem rechten Bild erkennen kann. Aber nein, lasst uns ernst bleiben. Ich bin vor allem für die Öffentlich keitsarbeit zuständig. Ange-sprochen von Frau Franke, ob ich denn Lust hätte, mit nach Bulgarien zu fliegen, habe ich mich dem Projekt angeschlossen. Nun besteht meine Aufgabe darin, den Blog auf dem Laufenden zu halten, Artikel zu schreiben, den Workshop für den englischen Blog in Bulgarien zu leiten und die Treffen zu protokollieren. Das hört sich zwar nach einer Menge Zeug an, dafür besitze ich nicht die Sprachgewandtheit, die den Rest der Gruppe auszeichnet. 

Ich finde, dass wir zusammen die ultimative Truppe für den Jugendaustausch sind: Energisch, flexibel, lernfähig und vor allem eines: interessiert. Und um diesen Satz nach dem Austausch nicht als Lüge enttarnen zu müssen, werden wir auch alles daran setzen, aus dem Exchange einen großen Erfolg zu machen.



Montag, 18. Februar 2013

"Der Himmel brannte über Magdeburg"

Wieder einmal hieß es „Weiterbildung“ für uns, denn der Austausch rückt näher und näher. In wenigen Wochen schon sitzen wir im Flieger nach Bulgarien und so ein Ausflug muss geplant und vorbereitet werden. Ein weiterer, wichtiger Teil dieser Vorbereitungen war das Treffen am 13. Februar mit den Studenten Elias und Nadja, die stellvertretend für Zeitreise Magdeburg und GoEurope den Workshop leiteten. Die Mitglieder der „Zeitreise“ kannten sich in der Thematik gut aus, da sie sich sozusagen beruflich damit beschäftigten. Das ist ein Grund für den Erfolg des Workshops gewesen.



Pünktlich um 15:15 Uhr begann der Workshop im „Hauptquartier“ von GoEurope in der Liebigstraße in Magdeburg. Begonnen wurde mit einer einfachen Begriffserklärung vom Schwerpunkt des Treffens, dem Nationalsozialismus. Als Jenny nach kurzer Zeit den ersten Beitrag leistete, kam auch der Rest unserer Gruppe ins Reden. Nach ungefähr fünf bis zehn Minuten hatten wir unser Brainstorming über den Nationalsozialismus und Nationalsozialismus in Magdeburg auf einem Plakat zusammengefasst, ergänzt durch einzelne Beiträge von Elias, der die Runde so gesagt leitete. 


Student und Workshopleiter Elias erklärte uns zwischenteitlich anhand von
Zeitungen und Bildern der damaligen Zeit Details zur ehemals von Nazis
beherrschten Stadt Magdeburg
Vor allem Bilder wurden als Informationsquelle genutzt
Intensiver wurden die Diskussionen mit der Gruppenarbeit, die die gesamte restliche Zeit unseres Workshops beanspruchen sollte. Es gab drei Themen, die auf drei Gruppen, die wir selbst bildeten, verteilt wurden. Eine Gruppe widmete sich der ersten Thematik „Eine rote Stadt wird braun“, also der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Magdeburg 1933. „Unerwünscht – Verfolgt – Ermordet“ hieß die Überschrift des zweiten Themas, das sich vor allem mit den Opfern des Nationalsozialismus beschäftigte. Der schlussendliche Zusammenbruch des NS-Regimes in Magdeburg sollte mit dem Thema „Der Himmel brennt über Magdeburg“ zusammengefasst und erforscht werden. Zur Verfügung standen jeder Gruppe ein großes Blatt Papier und ein paar Stifte, mit denen wir unsere Recherchen, hauptsächlich aus Büchern, die die beiden Studenten bereitstellten, in Worte fassen sollten. So gab es zu jedem Themenbereich viele Werke, aus denen wir uns an Informationen bedienen konnten, beispielsweise das gleichnamige Buch für die Gruppe, die an der dritten Aufgabe arbeitete.



Unterteilt wurde in mehrere Gruppen, die sich
verschiedenen Arbeitsaufträgen widmeten
Wir erfuhren viel von der „Machtergreifung“ der Nazis bis hin zur Bombardierung Magdeburgs durch englische Bomber. Gegenseitig brachten wir uns die gewonnenen Erkenntnisse nahe und gingen, ebenso wie bei jedem Male, mit dem Wissen, dass wir einem erfolgreichen Youth Exchange einen Schritt näher gekommen waren, nach einer freundlichen Verabschiedung von den Organisatoren des Workshops nachhause.

Amnesty International: Zu Besuch in unserem Gymnasium



Am Donnerstag, dem 31. Januar, fanden einmal mehr Diskussionen über Grund- und Menschenrechte im Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium statt. Zu Besuch waren dieses Mal keine Zeitzeugen, sondern ehrenamtliche Mitglieder der seit seit 1961 existierenden Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“.


Eröffnungsrunde des Treffens
Tiefgründige Diskussionen sorgten während des Workshops
 oft für Abwechselung
Daniel Schmiedl (35) und Jessica Holfter (23) sind Mitglieder der Lokalgruppe dieser Organisation in Magdeburg, die dort seit 2003 existiert. Zusammen führten sie uns durch ihr anspruchsvolles Programm, welches insgesamt ungefähr zwei Stunden in Anspruch nahm. Doch diese zwei Stunden waren, wie wir finden, sehr lehr- und hilfreich für uns. Zuerst ging es um grundlegende Dinge. Die Menschenrechte im Allgemeinen, die Menschenrechtslage in Europa, dies und viele weitere Informationen vermittelten uns die Mitglieder von Amnesty International mithilfe von reichlich Arbeitsmaterial. Die eben gewonnenen Kenntnisse mussten natürlich auch gleich im Anschluss abgefragt werden und so kam es, dass wir uns erst einmal einem Arbeitsblatt widmeten, welches wir nach circa zehn Minuten der Partnerarbeit gemeinsam verglichen. Die Stimmung zwischen den beiden Organisatoren und den Jugendlichen war dabei alles andere als angespannt, meist themenbezogene Diskussionen sorgten auch zwischendurch immer einmal für Interesse.

Arbeit anhand von Anschauungs- und Arbeitsmaterial


Nachdem die allgemeinen Informationen also abgehakt waren, widmeten wir uns einem Thema, das für uns wohl die größte Wichtigkeit des Treffens darstellte, nämlich der Menschenrechtslage in Bulgarien. Der Übergang zu diesem Thema erfolgte auf eine, wie man meinen könnte, sehr emotionale Art und Weise. Uns wurde ein sehr bewegendes, aber auch bedenkliches Bild gezeigt, was auch uns nicht kalt ließ.

Roma, denen offensichtlich gerade ihr Zuhause genommen wird

Auf dem Bild sieht man Roma, denen augenscheinlich durch andere Menschen ihr Zuhause genommen wird. Doch das Bild war nicht nur zum darüber Nachdenken gewählt worden, auch versuchten wir, die Hintergründe und den Anlass für diese höchst dramatische Szene zu ergründen, was uns auch gelang, soweit es möglich war. Im Anschluss wurden wieder Gruppen gebildet und ein Text ausgeteilt. Schüler von der neunten bis zehnten Klasse widmeten sich der Erläuterung der Situation in Bulgarien, Schüler ab der elften Klasse sollten sich mit der Einordnung dieser Situation in europäischen Kontext und in die europäische Menschenrechtslage befassen, der ausgeteilte Text diente dabei als Informationsquelle.

Gruppen- und Partnerarbeiten für größere Effizienz


Nachdem die Ergebnisse verglichen und über die Menschenrechtslage in Bulgarien diskutiert wurde, verabschiedeten sich die Mitglieder von Amnesty International bei den Mädchen und Jungen, die mit wertvollen Erfahrungen in die wohlverdienten Ferien starten konnten.

Dienstag, 29. Januar 2013

Zeitzeugengespräche - Jugend diskutiert über die Vergangenheit

Als die Zeitzeugen aus der Gedenkstätte Moritzplatz am Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium auftauchen, ist es 14:45 Uhr. Der neunte Januar ist genau wie alle anderen Januartage bisher kalt und verschneit. Die warme und entspannte Atmosphäre im Raum scheint nicht nur uns die Aufregung über das bevorstehende Interview zu nehmen.


Das Zeitzeugeninterview ist aber nur ein Teil eines größeren Projektes. Ines Neumann und Romana Myslitzka, die ehrenamtlich für GoEurope tätig sind, haben dieses Projekt ins Leben gerufen. Vom 02. bis 07. März dieses Jahres soll in Bulgarien ein Austausch, ein „Youth Exchange“ stattfinden. Dabei treffen sich jeweils zehn Schüler aus Bulgarien und Lettland, sowie die insgesamt neun Schüler des Wolmirstedter Gymnasiums, um gemeinsam über die entweder gegebenen oder eben nicht gegebenen Freiheiten „damals“ zu diskutieren und neue Erfahrungen zu machen. Die Zeitzeugenbefragung dient dazu, bei diesem Austausch Material vorzeigen zu können, um so effektiv über die Zustände in Deutschland in der Nachkriegszeit informieren zu können. Frau Franke, eine Lehrerin am Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium und Leiterin des Debattierclubs, der den Großteil der mitwirkenden Schüler ausmacht, koordiniert und organisiert den Austausch, zusammen mit den beiden Studentinnen von GoEurope.


Eröffnung und Vorstellung der Anwesenden


Nachdem sich die zwei Zeitzeugen und drei Verantwortlichen der Gedenkstätte Moritzplatz bei kurzem Kaffee-Klatsch schon ein wenig mit den Schülern bekannt gemacht hatten, begrüßte Frau Franke die Anwesenden offiziell. Nun waren Frau Neumann und Frau Myslitzka an der Reihe. Sie stellten zuerst sich selbst und danach das Projekt im Ganzen vor. Aber natürlich durften auch die Jugendlichen und Zeitzeugen nicht fehlen. Zunächst stellte sich jeder Schüler kurz vor. Sie erzählten unter anderem, was sie tun, wenn sie sich nicht gerade für solche Projekte engagieren oder wie sie dazu gekommen sind, bei dem Programm mitzuwirken. Die Zeitzeugen stellten sich als Ralph-Peter Klingenberg und Escamillo Grünheid vor. Danach wurde die Gruppe auf zwei Räume aufgeteilt. So wurden die Zeitzeugen zeitgleich in verschiedenen Räumen, von den Schülern des Gymnasiums interviewt. 

Der Schwerpunkt der Interviews handelte von Freiheit und Menschenrechten. Die Zeitzeugen erzählten frei heraus, was ihnen damals, in der DDR, widerfahren ist.
Klingenberg beispielsweise, 1956 geboren, war Sohn von zwei Mitgliedern der Partei. Er lebte also in einem noblen Viertel, anders als seine Mitschüler. Trotzdem bildete sich bei ihm im Laufe der Jahre die Meinung heraus, dass das System zur damaligen Zeit nicht das war, wofür es immer ausgelegt wurde. Klingenberg war aber nicht gegen den Sozialismus in der DDR, er dachte lediglich, dass man ihn von innen heraus verändern könnte. Mit 14 Jahren wuchs sein Interesse an westlicher Musik, Kunst und Dichtung. Er ließ sich lange Haare wachsen, als Zeichen des Protestes und wurde Mitglied eines Jugendclubs. Doch Intellektuelle waren gefährlich. Als er mit zwei Freunden ein Flugblatt gestaltete, das das System der DDR kritisierte und hinterfragte, holte ihn die Kriminalpolizei am nächsten Morgen ab.

Flugblatt von Klingenberg

Danach befand er sich acht Monate in Untersuchungshaft und später in zahlreichen Gefängnissen, u.a. auch im Stasi-Knast Moritzplatz in Magdeburg. Grünheid, der in Erfurt geboren wurde und seine Kindheit auch im Westen verbrachte, zog erst später in den Osten. Er arbeitete später bei Kali-Salz Zielitz. Grünheid bekam als Jugendlicher, halb Erwachsener, Angebote, um beispielsweise Bürgermeister von Schwanebeck zu werden, doch dafür musste er den Kontakt zum Westen beenden, also auch zu seiner Mutter. Dadurch wurde sein Drang nach der Flucht aus der DDR verstärkt. Ein Schulfreund, der ihn schon in den Jahren zuvor immer besuchte und in den Westen zurückholen wollte, sollte also für ihn die Flucht vorbereiten. Doch die Flucht scheiterte, da die Stasi diesen Schulfreund bereits unter Beobachtung hatte. Er und seine Frau wurden von seinen zwei Kindern getrennt. Als die Stasi im Knast androhte, seine Frau das Kind in Haft gebären zu lassen, wenn er nicht seine Mitgefangen bespitzelte, musste er den „Vertrag“ annehmen.

Die Zeitzeugen erzählten noch viel detaillierter über ihre Schicksale, über die Verhältnisse in der DDR, über die Reisefreiheit, über den Knast. Wir können von Glück reden, dass diese Epoche vorüber ist. Heute ist so etwas für die meisten Menschen nur noch bedingt vorstellbar. Doch wir sollten uns auch mit der Vergangenheit beschäftigen und sie nicht ignorieren, zumal diese Verhältnisse zum Teil immer noch auf unserer Erdkugel vorkommen.


Gemütliche Runde und viele Notizen


Link zum Artikel der Volksstimme: Klick mich